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Durch nachhaltige Bearbeitung…
können negative Prozesse zur Umkehr gebracht werden.

„Klammer Gang infolge fehlendem Tragrand und drückenden Sohlenwülsten“

Das Pferd mit den hier abgebildeten Hufen wurde mir vorgestellt, weil es insbesondere beim Ausreiten ins Gelände je länger je schlechter lief und die Besitzerin nach einer anderen Möglichkeit der Hufbearbeitung suchte.

Beim Vorführen zeigte das Pferd einen klammen Gang. Der Hufbefund ergab, dass sich bei den Vorderhufen insbesondere die Seitenwände im unteren Bereich nach aussen verbogen. Zudem fiel auf, dass die Wände rund um den Huf stark beraspelt wurden. Aus der Ansicht von solear fielen ausgeprägte Eckstreben- und Sohlenwülste auf.
Was bereits aus den Ansichten von dorsal, lateral und medial vermutet wurde, bestätigte sich nun aus dieser Ansicht: Der Tragrand war rundherum extrem dünn beraspelt worden. So fehlten dem Pferd nicht nur eine funktionale Tragrandbreite sondern ebenso ein adäquater Tragrandüberstand. In der Folge wurde die Sohle übermässig belastet.

Vermutlich wurde in der Vergangenheit bei der Bearbeitung jeweils versucht, das Verbiegen der Seitenwände im unteren Bereich zu verhindern, indem diese von aussen stark beraspelt wurden. Dadurch wurde der Tragrand jedoch sehr dünn und konnte so seine Funktion nicht mehr erfüllen.
Durch die Mehrbelastung der Sohle erfolge ein erhöhter Wachstumsreiz, was zur Bildung von Sohlenwülsten führte.
Diese Sohlenwülste wiederum quetschten die darunterliegende Sohlenlederhaut und waren für das Pferd schmerzhaft.
Weiter standen die Eckstreben bei diesen Hufen sehr schräg zum Boden und konnten sich so auf die Sohle legen. Dadurch wurde das Sohlenhorn zur Bildung weiterer Sohlenwülste angeregt. Die daraus entstanden „Eckstrebenwülste“ breiteten sich dem Strahl entlang nach distal aus und umrundeten schliesslich die Strahlspitze.

Zusammengefasst könnte man sagen, dass dieses Pferd auf diversen Sohlenwülsten lief, was in diesem Fall die Ursache des klammen Ganges war.

Die huforthopädische Bearbeitung wurde begonnen und die Eckstreben- und ebenso die Sohlenwülste verschwanden in dem Masse, wie sich wieder ein bestimmter Tragrandüberstand bildete: da die Sohle weniger Last aufnehmen musste, wurde auch die Sohlenhornproduktion weniger angeregt.

Der Gang verbesserte sich nach der ersten und nochmals nach der zweiten Bearbeitung und die Fühligkeit verschwand schliesslich nach einigen weiteren Wochen ganz. Die Hufe wurden in einem Intervall von vier Wochen bearbeitet.

Dieser Fall steht sinnbildlich für eine deutliche Tendenz in der Hufbearbeitung, die in den letzten Jahren zugenommen hat. So werden den Huforthopäden/innen des VSHO auch immer wieder Fälle vorgestellt, in welchen Pferde über keinen Tragrand mehr verfügen und einen vorsichtigen oder gar klammen Gang aufweisen. Deshalb ist es wichtig, das Pferd genau zu beobachten und allfälligen Veränderungen immer genügend Beachtung zu schenken.

Huf vorne rechts

 

Huf vorne links