Portrait
Erfahrungen als Pferdebesitzerin mit Pferdehufen und diversen Hufbearbeitungsmethoden
Seit 1981 reite und beschäftige ich mich mit Pferden und seit 1987 halte ich Pferde in Eigenregie. Schon früh begann ich mich für beschlagene als auch unbeschlagene Pferdehufe zu interessieren und stellte dabei fest, dass sich diese schief ablaufen bzw. deformieren können.
Bei Verformungen und „Ausbeulungen“ (= Wandrundungen) der Hufwand fragte ich mich jeweils, wie diese denn überhaupt zustande kommen konnten. Nimmt man nämlich den Huf auf und umfasst man mit beiden Händen die Hornkapsel, stellt man fest, dass diese sehr hart und unnachgiebig ist.
Wie ist es denn möglich, dass sich Hufe so verformen können? Und wie fühlen sich diese Hufe für das Pferd an? Darauf erhielt ich damals noch keine Antworten.
Ich las die in dieser Zeit verfügbaren Bücher von z.B. Fritz Röder „Ohne Huf kein Pferd“ und Armin Kasper „Hufkurs für Reiter“, doch auch diese gaben über das Zustandekommen und die Ursachen solcher Deformationen keine konkrete Auskunft.
Foto: Françoise Rickli (Jg.1969) zusammen mit Orania (Jg.1994) im Jahr 2008
Erste Erfahrungen mit Barhuf und schiefen Hufen
Bald konnte ich selber erste Erfahrungen mit dem Barhuflaufen sammeln: Ich kaufte mir 1989 ein Beistellpony, das barhuf war. Dieses begleitete mich beim Reiten mehrmals pro Woche ins Gelände. Das Pony wies schiefe Hinterhufe auf und ich stellte fest, dass sich diese auch sehr einseitig abliefen bzw. abrieben.
Da die Hufe sehr schief waren, zeigte mir mein damaliger Hufschmied, wie ich zwischen den Bearbeitungsterminen die Hufe nachraspeln konnte. Also feilte bzw. kürzte ich fortan regelmässig die Hufe dort in der Höhe, wo (zu) wenig Abrieb erfolgte (= mediolaterale Balance).
Bereits damals stellte ich jedoch fest, dass dieses einseitige Kürzen der Hornkapsel von unten die Hufsituation an sich nicht verbessern konnte. Die Hufe waren schief und blieben trotz der regelmässigen Hufkorrektur schief.
Als ich mir im Jahr 1996 Orania, eine zweieinhalbjährige Arabermixstute kaufte, begann ich mich noch intensiver mit dem Thema barhuf zu befassen. Ich las alles, was damals in Fachbüchern und Fachzeitschriften über barhuf geschrieben wurde.
Deformierte Hufe, keine Verbesserung der Hufsituation und klammer Gang nach Entfernung des Tragrandes
Ich liess die Hufe meiner Stute und meiner Ponys in regelmässigen Abständen durch eine Fachperson bearbeiten. Zu meinem Erstaunen konnte ich jedoch keine „Korrektur“ als solche feststellen. Die Hufe liefen sich z.T. schief ab und wurden asymmetrisch, daran verbesserte sich über einen Zeitraum von zwei Jahren nichts.
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Zudem zeigte sich jedes Mal nach der Bearbeitung während 2-3 Wochen ein klammer ("fühliger") Gang und ich konnte nur noch mit Hufschuhen ausreiten. Auf mein mehrmaliges Nachfragen, weshalb nach der Bearbeitung ein klammer Gang entsteht, bekam ich keine Antwort. Foto: |
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Hufe optisch in Form geraspelt während der Hufpflege
Aufgrund dieses unbefriedigenden Zustandes wechselte ich dann zu einer anderen Hufbearbeitungsmethode. Die Hufe wurden nun durch einen Barhufpfleger in regelmässigen Abständen während einem Zeitraum von rund zwei Jahren bearbeitet.
Bei dieser Bearbeitungsmethode wurden u.a. jeweils die Zehe gekürzt und die schrägen Wände von aussen teilweise bis zur weissen Linie zurückgeraspelt. Dadurch sahen die Hufe jedes Mal direkt nach der Hufbearbeitung insbesondere von aussen „optisch sehr gut aus“, aber bereits 2-3 Wochen später zeigten sich die Anzeichen der Hufdeformationen (z.B. der sogenannte „Zehenabweiser“ oder die Schiefe des Hufes) erneut.
Da die Hufe während der Barhufpflege lediglich in Form geraspelt wurden, war auch mit dieser Methode keine Verbesserung der Hufsituation bzw. der Belastungssituation festzustellen. Im Gegenteil, die Trachten begannen sich je länger je mehr einzurollen (eingerollte Trachten) und die dadurch entstandenen engen Strahlfurchen wurden massiv mit Fäulnis besetzt (Strahlfäule). Die mittlere Strahlfurche reichte hoch hinauf bis fast zur Lederhaut. Die Hornkapsel wies immer wieder Einblutungen bzw. Blutergüsse (Hämatome) auf.
Auch bei dieser Methode konnte ich kein systematisches Vorgehen erkennen. Die Erläuterungen zur Vorgehensweise fand ich oftmals nicht nachvollziehbar und unlogisch. Begründungen zur Entstehung der Einblutungen bekam ich keine.
Huforthopädiegrundkurs bei Jochen Biernat -
Weshalb deformieren sich Hufe und weshalb ist das „in Form raspeln“ nicht nachhaltig
Mit dem Ergebnis dieser Hufbearbeitung nicht zufrieden, suchte ich erneut nach anderen Ansätzen in der Hufbearbeitung und besuchte 2002 einen zweitägigen Hufkurs bei Jochen Biernat. Nach zwei Tagen hatte ich Gewissheit, dass sich die Hufe meiner Arabermixstute und meiner Ponys tatsächlich deformiert hatten.
In diesem Kurs erhielt ich endlich auf meine Fragen Antworten und Begründungen, die mir sehr logisch erschienen. Ich begann zu verstehen, wie und weshalb sich die Hufe über die Jahre hinweg je länger desto mehr deformiert hatten.
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Nun wurde mir auch klar, weshalb das Pony mit den schiefen Hinterhufen sich trotz regelmässiger Hufbearbeitung immer wieder vermehrt auf die äussere Hufhälfte stellte: Die innere Seitenwand, welche schräg zum Boden stand, zerrte und quetschte die darunterliegenden Lederhäute. Um diesen unangenehmen Effekten auszuweichen, stellte es sich immer wieder auf die bereits überbelastete äussere Hufhälfte. Dadurch wurden die Hufe je länger umso schiefer. Foto: |
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Rückführung von deformierten Hufen in eine physiologische Form
Nebst den Erläuterungen zu den Ursachen von Hufdeformationen, wurde in diesem Kurs auch aufgezeigt, wie durch entsprechende Hufbearbeitung und durch das Anlegen eines günstigen Rieddaches diese Prozesse zur Umkehr gebracht und dadurch eine nachhaltige Verbesserung der Hufsituation erreicht werden kann.
Diese Art der Hufbearbeitung interessierte mich sehr und ich erkannte, dass damit nicht nur gesunde Hufe auch gesund erhalten werden können, sondern dass insbesondere bei deformierten Hufen aussergewöhnliche Resultate erreicht werden können.
Um diese nachhaltige Hufbearbeitung selber anwenden und praktizieren zu können, liess ich mich nachfolgend in Deutschland zur Huforthopädin ausbilden. Dabei hatte ich das Glück, noch persönlich bei Jochen Biernat, dem Begründer der "Huforthopädie" - wie er diese spezielle Art der Barhufbearbeitung nannte, die Ausbildung (Theorie und Praxis) absolvieren zu können. So konnte ich von seinem immensen Wissen rund um die Biomechanik des Hufes enorm profitieren.
Verschiedene Hufbearbeitungs-, Beschlags- und Klebemethoden auf dem Markt
Mittlerweile arbeite ich seit vielen Jahren als selbständige Huforthopädin. In dieser Zeit kamen und kommen immer wieder neue Hufbearbeitungs- als auch Beschlagsmethoden und nicht zuletzt neue Kunststoffklebebeschläge sowie Klebeschuhe auf den Markt.
| Dabei vermisse ich nach wie vor sehr oft das konsequente Verfolgen der Effekte der jeweiligen Bearbeitung als auch eines allfälligen permanenten Hufschutzes auf den Huf. Oftmals wird lediglich verglichen, wie der Huf direkt vor und nach der Bearbeitung aussieht, nicht jedoch, ob und wie sich die Hufsituation über mehrere Monate und insbesondere über mehrere Jahre verändert. Würden z.B. regelmässig aussagekräftige Huffotos sowie Fotos des ganzen Pferdes angefertigt, könnten einerseits Veränderungen der Hufsituation und andererseits allfällige Veränderungen der Gliedmassenstellung, des Gebäudes sowie der Bemuskelung beobachtet und beurteilt werden. So wären auch Rückschlüsse hinsichtlich der vorgenommenen Hufbearbeitung möglich (= Erfolgskontrolle). Zudem könnten die Effekte eines allfälligen permanenten Hufschutzes (genagelt oder geklebt, Eisen oder Kunststoff) beobachtet und dokumentiert werden. Foto: Hufbearbeitung beim 24. jährigen Freibergerwallach Corado - auch ältere Pferde profitieren von physiologischen Hufen. |
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Ausbildung und Tätigkeit als Energetische Pferdeosteopathin (EPOS) und Pferdekinesiologin
In meiner Praxis als Huforthopädin merkte ich bald, dass ich zwar mit meiner huforthopädischen Arbeit den Bewegungsapparat eines Pferdes erheblich verbessern kann, dass jedoch noch viele andere Faktoren einen Einfluss auf diesen haben (wichtige Einflussfaktoren auf unsere Pferde sind in der Rubrik Pferdetherapie zu finden). Deshalb wollte ich insgesamt noch mehr über das Pferd und seinen Bewegungsablauf wissen. Zudem begann ich mich für die Wechselwirkungen zwischen osteopathischen Läsionen und deformierten Hufen zu interessieren.
In dieser Zeit arbeitete ich insbesondere bei Fällen von Hufrehe mit einer erfahrenen Tierkinesiologin zusammen. Ich war oftmals erstaunt über die zum Teil verblüffenden Resultate, welche durch die Kinesiologie erreicht werden konnten.
Deshalb sah ich mich nach einer weiteren Ausbildungsmöglichkeit um. Fündig wurde ich beim Institut für angewandte Kinesiologie und Naturheilkunde in Meersburg welches durch Walter und Brigitte Salomon geleitet wurde.
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Ein wichtiges Instrument bei dieser Therapiemethode ist der kinesiologische Muskeltest. Mit diesem werden Blockierungen ausfindig gemacht und die individuellen Korrekturen für das jeweilige Pferd ausgetestet. Mittlerweile wende ich in der Pferdetherapie noch zahlreiche andere Methoden aus der Kinesiologie an. Siehe dazu auch das Kapitel "Was ist energetische Pferdetherapie" in der Unterrubrik "Weshalb Pferdetherapie". |
Auf meinem weiteren Werdegang haben mich nebst Walter und Brigitte Salomon folgende Personen begleitet und / oder inspiriert: Tanja Richter (Institut für Pferde-Physiotherapie), Dr. rer. nat. Christina Fritz (Firma Sanoanimal), Anita Kiener (Kinesiologin KineSuisse), Karin Gamma (Tierheilpraktikerin ATM, Blutegeltherapie), Sabine Rohrer (Tierhomöopathin ATN), Gabriele Schweizer (Liz. Reitlehrerin EdL).
Gründung der Fachschule für Biomechanik und ganzheitliche Therapien am Pferd (FBP) in der Schweiz
Im 2005 begann ich als erste Huforthopädin in der Schweiz Pferden mit deformierten Hufen zu physiologischen Hufen zu verhelfen. Ebenso "stellte" ich beschlagene Pferde "schonend" und mit der richtigen Vorgehensweise, ohne dass diese klamm oder gar fühlig liefen, auf Barhuf um ("Umstellung auf Barhuf") und sorgte gleichzeitig dafür, dass diese zu funktionstüchtigen Hufen gelangten.
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Dabei zeigte die huforthopädische Praxis bald, dass der Bedarf nach gut ausgebildeten Fachpersonen bzw. Huforthopäden/innen in der Schweiz gross ist. So wurde ich immer häufiger angefragt, ob diese Ausbildung nicht auch in der Schweiz besucht werden kann. Ich entschloss mich deshalb, eine entsprechende Ausbildung in der Schweiz anzubieten und gründete die Fachschule für Biomechanik und ganzheitliche Therapien am Pferd (FBP). Der erste Lehrgang startete bereits im Jahr 2008. Als langjährige Quality Managerin bei einem Medizinproduktehersteller war ich von Berufes wegen mit der Erstellung einer jederzeit aktualisierbaren Schulungsdokumentation und mit der Organisation und Durchführung von Schulungen bestens vertraut. Durch meinen hohen Qualitätsanspruch war ich zudem von Beginn an bestrebt, eine qualitativ hochwertige Ausbildung anzubieten. Um diesen Stand zu erhalten, wurden das Konzept sowie die Schulungsunterlagen fortlaufend optimiert, aktualisiert und ergänzt. |
Übergabe der Ausbildung an Frau Mélanie Stucki - Fachschule für Huforthopädie Schweiz (FHS)
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Nach elf sehr interessanten, intensiven und nicht zuletzt lehrreichen Jahren entschloss ich mich im 2019, die Schule bzw. die Ausbildung an Frau Mélanie Stucki weiterzugeben. Unter dem Namen „Fachschule für Huforthopädie Schweiz (FHS)“ bietet Frau Stucki seither diese Ausbildung an (mehr dazu unter FBP Archiv). Zu meiner grossen Freude darf ich weiterhin die Ausbildung der Huforthopäden/innen in einem bestimmten Rahmen unterstützen. Sei es im Theorieunterricht für auserwählte Themen oder wie hier in der Praxis. Foto: |
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Weiterführung der Hufbearbeitung und der Pferdetherapie
Nach wie vor stehe ich interessierten Pferdebesitzern/innen für die Betreuung ihrer Pferde zur Verfügung. Sei es für die Hufbearbeitung (nicht nur bei offensichtlichen Hufproblemen - sondern ebenso bei "scheinbar ganz normalen" Hufen), für die Pferdetherapie aber auch für eine individuelle Beratung (insb. zu den Themen Haltung, Liegebereich, Fütterungstechnik und Raufutterangebot).
Denn es gilt "trägt man Sorge zu den Pferden und unterstützt man sie regelmässig mit geeigneten Massnahmen, können diese bis ins hohe Alter fit, vital und beweglich bleiben".
Habe ich Ihr Interesse geweckt? Dann freue ich mich über Ihre
Beruflicher Werdegang
| 1985 – 1989 | Ausbildung als Mikrozeichnerin an der Kantonalen Schule für mikrotechnische Berufe in Biel |
| 1990 – 1992 | Studium 1. - 4. Semester an der Ingenieurschule in Biel, Abteilung Mikrotechnik |
| 1992 – 1998 | Diverse Tätigkeiten in den Bereichen Mikrotechnik, Administration und Gastgewerbe. |
| 1998 – 2003 | Quality Manager Validation / Research & Development beim Medizinproduktehersteller Ypsomed in Burgdorf. Tätigkeiten: Mithilfe beim Aufbau und bei der Implementierung eines Qualitätsmanagementsystems nach ISO 9001, Schulung von Mitarbeitern, Erstellung von Qualitätsmanagementdokumenten. Verantwortliche Quality Managerin für die Prozesse: Risikomanagement, Design- und Prozessanalysen, Designverifizierungen, Prozessvalidierungen etc. |
| 2003 – 2005 | Auditorin bei der Schweizerischen Post - Poststellen und Verkauf in der Abteilung Total Quality Management. |
| 2003 – 2004 | Nebenberufliche Ausbildung zur Huforthopädin bei Jochen Biernat. |
| Oktober 2004 | Abschluss Ausbildung zur Huforthopädin. |
| März 2005 | Kündigung des Angestelltenverhältnisses und Aufnahme der selbständigen Erwerbstätigkeit als Huforthopädin. |
| 2005 – 2007 | Abnahme diverser Zwischen- und Abschlussprüfungen als Prüferin der DIfHO*. Angehende Huforthopäden und Huforthopädinnen aus der Schweiz absolvieren bei mir ein Mitfahrpraktikum. |
| 2006 – 2007 | Nebenberufliche Weiterbildung zur Energetischen Pferdeostheopathin (EPOS) bei Walter und Brigitte Salomon vom Institut für angewandte Kinesiologie und Naturheilkunde in Meersburg. |
| 2008 | Gründung und Leitung der Fachschule für Biomechanik und ganzheitliche Therapien am Pferd (FBP) |
| 2015 | Anerkennung der FBP durch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) gemäss TschV Art. 192, Abs. 1, Bst. b. |
| 2019 | Übergabe der Ausbildung an Mélanie Stucki von der Fachschule für Huforthopädie Schweiz (FHS). |
| Seit 2022 | Vorstandsmitglied beim Verband der Schweizer Huforthopäden (VSHO) und Dozentin an der FHS für auserwählte Themen wie z.B. Entstehung und Behandlung von Hufrehe, Equine Cushing Syndrom (ECS) bzw. Equine Cushing Disease (ECD), Bearbeitung von Fohlenhufen, Einfluss des permanenten Hufschutz auf den Huf, Betriebsführung etc. |
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Bemerkung zu den Gesellschaften DHG und DIfHO
Zum Zeitpunkt meiner Ausbildung gab es nur die DHG (Deutsche Huforthopädische Gesellschaft), welche unter anderem von Jochen Biernat geleitet wurde. Später haben sich dann die DHG und Jochen Biernat aus verschiedenen Gründen getrennt. Jochen Biernat gründete die DIfHO* (Deutsches Institut für Huforthpädie). Ein Teil der Huforthopäden/innen, als auch ich, haben sich damals Jochen Biernat angeschlossen.



